Die Orgel der Klosterkirche

Eine der wenigen nicht umgesetzten Thesen über den evangelischen Kirchenbau betrifft die heutige Orgel. Diese befindet sich nicht, wie gefordert im Westen der Kirche, sondern im nördlichen Vierungsteil des Baus. Für sie wurde eigens ein Raum geschaffen, der jedoch keineswegs als Kreuzschiff bezeichnet werden kann, auch wenn dieser Eindruck im Außenbau erweckt wird. Nach Plänen des Berliner Oberbaurats Friedrich August Stüler von 1852 sollte die neue Orgel auf der Nonnenempore, wo sich die Plätze der Konventualinnen befanden, aufgestellt werden. Der Landtag lehnte auch aus Kostengründen diesen Vorschlag ab.

Den Entwurf für den Orgelprospekt mit Gehäuse lieferte der Wismarer Architekt Heinrich Thormann 1855. Die Orgel (II/P/20) baute 1857 der Orgelbauer Ernst Sauer aus Friedland. Nach mehrmaligen Reparaturen des mangelhaften Instruments und mehreren Prozessen erhielt 1892 die Orgelbauanstalt Schlag & Söhne aus Schweidnitz den Auftrag zum Bau einer neuen Orgel. Der Schweriner Hoforgelbauer Friese war zu teuer. Die Einweihung fand am 13. August 1893 statt. Das Local-Committe überzeugte sich so von der Richtigkeit des von Herrn Musikdirektors Massmann in Wismar über das abgegebene Erachtens, nach welchem das neue Werk, wenn auch nicht zu den größten und mächtigsten, so doch zu den wirksamsten unseres Landes gehört, in Bezug auf seine Einrichtung aber als eines der hervorragendsten in ganz Mecklenburg bezeichnet werden muss. Sowjetische Soldaten, die 1945 die Klosterkirche besetzten, demolierten die Orgel. 1953 stellte die Potsdamer Alexander Schuke Potsdam Orgelbau sie schrittweise wieder her. Nach baupolizeilicher Sperrung der Kirche 1979 und zunehmenden Feuchteschäden baute 1990 Wolfgang Nußbücker vom Mecklenburger Orgelbau in Plau am See Teile der Orgel und das Pfeifenwerk aus und lagerte sie ein. Der Orgelbaumeister Andreas Arnold aus Plau am See begann am 5. November 2018 mit dem Abbau der restlichen Teile der alten Orgel. Der Orgelneubau soll zum 800-jährigen Bestehen des Klosters in Dobbertin geweiht werden. Am 18. Mai 2020 wurde der erste Grundrahmen für die neue Orgel durch den Orgelbaumeister Andreas Arnold und seinen Mitarbeitern aus Plau am See eingebaut. Die Orgel hat zwei Manuale und ein Pedal, 28 Register und 1660 Pfeifen. Die kleinste Pfeife ist nur 12 Millimeter und die größte 4,80 Meter lang. Die verwendeten Hölzer – Fichte, Kiefer, Eiche und Esche – kommen zum größten Teil aus der Region. Die beiden Informationstafeln zur Orgel und dem Freundeskreis Orgel Klosterkirche Dobbertin wurden durch den Restaurator Andreas Baumgart angefertigt und im Juli 2020 montiert. Am 13. August 2020 erfolgte in der Klosterkirche im Beisein des Pastors Christian Hasenpusch, des neuen Kirchenmusikers Christian Wiebeck und des Vorsitzenden vom Freundeskreises Orgel, Herrn Cartellieri durch den Plauer Orgelbaumeister Andreas Arnold die Intonation der neuen Orgel. Am 5. November 2020 erfolgte durch den Orgelsachverständigen der Nordkirche Friedrich Drese im Beisein des neuen Organisten Christian Wiebeck die Orgelabnahme. und am 29. November 2020 in einem sehr kleinen Kreis im Beisein des seit 27. November 2020 neuen Innenministers von Mecklenburg-Vorpommern die Orgelweihe.

Disposition der Klosterorgel

I Hauptwerk (C-g'''):
Bordun 16'
Principal 8'
Rohrflöte 8'
Gamba 8',
Hohlflöte 4'
Octave 4'
Octave 2'
Mixtur 4 fach
Trompete 8'
Quintflöte 5 1/3'
Quinte 2 2/3'

II Schwellwerk (C-g'''):
Lieblich Gedackt 16'
Gedackt 8'
Salicional 8'
Geigenprincipal 8'
Flauto travers 4'
Fugara 4'
Nasard 2 2/3'
Flautino 2'
Terz 1 3/5'
Larigot 1 1/3'
Oboe 8'
Tremulant

Pedal (C-f'):
Subbaß 16'
Principalbass 16'
Octavbaß 8'
Gedacktbaß 8'
Cello 8', Choralbaß 4'
Posaune 16',
Trompete 8'
Quintbass 10 2/3

Spielhilfen:
Koppeln: I/Ped., II/Ped. & I/II

Mecklenburger Orgelbau

Bild: Volker Bohlmann

Bild: Volker Bohlmann

Der Mecklenburger Orgelbau wurde im Jahre 1966 von Orgelbaumeister Wolfgang Nußbücker gegründet. Der aus Thüringen stammende Orgelbaumeister ließ die des öfteren unterbrochene Orgelbautradition in Mecklenburg wiederaufleben. Die neue Orgelbauwerkstatt entstand in der Stadt Plau am See. Zu Beginn wurden viele Reparaturarbeiten ausgeführt. Durch die bald entstandene Nachfrage nach Orgelneubauten ergab sich die Notwendigkeit der ständigen Erweiterung und Vervollkommnung der Orgelbauwerkstatt, in der bis heute fast alle Orgelteile selbst hergestellt werden. Besonders gefragt waren Kleinorgeln in verschiedenen Ausführungen, die seit den 70er Jahren angefertigt werden. Seit Mitte der 80er Jahre entstehen auch Orgelneubauten bis 35 Register, die in katholischen und evangelischen Kirchen erklingen. Nach der Wende zeichneten sich für den Betrieb ganz andere Möglichkeiten ab. Absehbar war in den neuen Bundesländern, dass weitaus mehr Restaurierungen ausgeführt werden als Neubauten. Somit blieb die Größe der neuentstandenen und entstehenden Orgeln bei 35 Register. Ein großes Augenmerk wird angesichts der Nachfrage auf Restaurierungen und Rekonstruktionen gelegt. Dabei sind die Fähigkeiten zur Herstellung aller Orgelteile, mit Ausnahme der Winderzeuger, sehr vorteilhaft. Eine Restaurierung und Rekonstruktion von Zungenregistern kann in der eigenen Werkstatt durchgeführt werden und erfolgte bei der Restaurierung der Friese-I-Orgel in der ev.-luth. Kirche zu Lübtheen. Seit dem 01. Januar 1999 leite ich, Andreas Arnold, als Inhaber den Mecklenburger Orgelbau. Aufgewachsen im Pfarrhaus als Sohn eines Pfarrers bin ich sehr früh mit Kirche und Kirchenmusik in Verbindung gekommen. So kommt es auch, dass ich mittlerweile 30 Jahre im Bläserdienst stehe. Von 1981 bis 1984 war ich Lehrling im Mecklenburger Orgelbau und konnte 1991 erfolgreich meine Meisterprüfung ablegen. Die von uns neuerbauten Instrumente sind in erster Linie für die Liturgie und die musikalische Umrahmung von Gottesdiensten und Messen konzipiert. Bei entsprechender Größe wird auch die Konzertfähigkeit nicht außer Acht gelassen. Höhepunkt im Jahr 2000 war die Fertigstellung einer zweimanualigen Orgel in der Abteikirche St. Marien Helfta/Eisleben. Diese Orgel wurde zur gleichen Zeit projektiert und gebaut, in der der Wiederaufbau der Abteikirche St. Marien erfolgte - eine Herausforderung, die optisch und klanglich unter den bestehenden Verhältnissen gelungen ist. Die zur Zeit anstehenden Arbeiten sind vor allem Restaurierungen in der Mecklenburgischen Landeskirche. Darüber hinaus laufen viele Ausschreibungen in den alten und neuen Bundesländern für Restaurierungs- und Neubauarbeiten. In der umfangreichen und ausgezeichnet ausgerüsteten Orgelbauwerkstatt arbeiten gut ausgebildete Fachleute mit hoher Qualität an den gestellten Aufgaben. Um die Möglichkeiten und Fähigkeiten ständig zu vervollkommnen und zu erweitern, gibt es an verschiedenen Projekten die Zusammenarbeit mit anderen Orgelbaufirmen.

E-Mail: info@mecklenburger-orgelbau.de
Homepage & Quelle: www.mecklenburger-orgelbau.de

Bilder vom Orgelaufbau und Orgelrichtfest

Fotos by Michael-Günther Bölsche

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