Freundeskreis Orgel

Wie schafft ein kleines Dorf den Bau einer neuen Orgel ?
Ein Artikel von Dr. Claus Cartellieri

Am Anfang stand der Zufall. In einem Archiv fanden sieh ein Bericht über die Weihe der Sauer-Orgel von 1857 im Dobbertiner Kloster und das Konzertprogramm. Dann kam der Wunsch, dies erneut zu Gehör zu bringen, Nach drei Jahren intensiver Vorbereitungen konnten die Organisten Friedrich Drese (Malchow) und Jörg Reddin (Arnstadt) gewönnen werden, das Konzert auf Instrumenten des Malchower Orgelmuseums zu rekonstruieren. 2011 erschien die CD und löste noch größere Wünsche aus: Sollte es nicht möglich sein, eine Orgel für Dobbertin zu beschaffen - rechtzeitig zur 800-Jahresfeier der Klostergründung im Jahre 2020?

Die Eigentumsverhältnisse waren schwierig: Seit 1919 gehörte die Klosteranlage dem Land, und ein Orgelbau setzte eine Einigung zwischen Landesbehörden und evangelischer Kirche voraus. Ein zuerst im Rahmen des Fördervereins für das Kloster Dobbertin tätiger Freundeskreis Orgel wurde schließlich eigenständiger Verein.

Er umfasste etwa 30 Mitglieder aus Dobbertin und darüber hinaus. Sie gingen an die Arbeit. Alle Unternehmer im Ort wurden angesprochen, Kalender und Lesezeichen gedruckt und von Mitgliedern gespendet, um dem Ziel näher zu kommen. Jedes Jahr gab es Benefizkonzerte, wo auftretende Künstler auf Honorare verzichteten. Mitglieder kamen mit eigenen Ideen, und das Orgelvorhaben wurde zu einem vom Dorf und seinen Bewohnern getragenen Ziel mit Echos in der Presse. Euro für Euro wurde zusammengetragen, auch dadurch, dass Mitglieder unvergütete Arbeit leisteten, Kosten für das Orgelvorhaben trugen und weitere Spender warben.

Aus einem besonders aktiven Kern kam der Gedanke, die hiesigen Landtags- und Bundestagsabgeordneten um Unterstützung zu bitten. Das gelang und erbrachte darüber hinaus eine Aktivierung der kirchlichen Behörden.

Entscheidend war, dass der damalige Finanz-minister Mathias Brodkorb und die landeskirchlichen Gremien ihre Anstrengungen bündelten, um eine Finanzierung des Orgelneubans in der Dobbertiner Klosterkirche abzusichern, so dass die neue Orgel 2020 als Teil der Feierlichkeiten zum 800. Jubiläum der Klostergründung geweiht werden kann. Die Restaurationsarbeiten in der Kirche sind glücklicherweise so weit vorange-schritten, dass der Orgelbau durch das Unternehmen Mecklenburger Orgelbau in Plau im November 2018 beginnen konnte.

Wie es der Dobbertiner Bürgermeister bei einer Führung der Visitatoren im Zusammenhang mit dem. Wettbewerb um das schönste Dorf ausdrückte, bewirkte der voranschreitende Orgelbau auch eine Beschleunigung der Restaurierungsarbeiten im Inneren der Klosterkirche, die nun ebenfalls auf die Nonnenempore ausgerichtet werden. Wenn zahlreiche Besucher sich im kommenden. Jahr mit staunenden Augen an der Pracht in der Kirche und den nach der Orgelweihe wieder aufzunehmenden Konzertveranstaltungen erfreuen, können die Mitglieder des Freundeskreises Orgel ihnen allen ebenfalls die Botschaft vermitteln, dass es sich lohnt, auch ein vermeintlich übergroßes Vorhaben anzugehen, wenn sie geschlossen auftreten und in ihren Bemühungen nicht nachlassen.

Orgelrichtfest

Fotos by Michael-Günther Bölsche

Freundeskreis Orgel – Klosterkirche Dobbertin e.V.

Der Freundeskreis Orgel-Klosterkirche Dobbertin e.V. hat sich, nachdem sein großes Ziel, der Bau einer neuen Orgel in der Klosterkirche, erreicht war, aufgelöst. Am 23. Juni fand dazu eine abschließende Mitgliederversammlung statt, in der auch sämtliche Vermögens- und Sachwerte des Vereins satzungsgemäß an die Kirchengemeinde übergeben wurden. Im Vermögen befanden sich knapp 7500,- €, die zukünftig zweckgebunden für Arbeiten an der Orgel zur Verfügung stehen und damit für die nächsten Jahre Wartung und Instandhaltung dieses Instruments sicherstellen.

Wir können dem Freundeskreis Orgel und seinen Mitstreitern gar nicht genug für ihr langes Engagement danken. Ohne ihren Idealismus und ihr Durchhaltevermögen wäre so vieles nicht möglich gewesen! (CH)

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