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5-jähriges Jubiläum der Klosterorgel
In seiner Festrede zur Weihe der neuen Orgel in der Klosterkirche Dobbertin im Dezember 2020 sprach der Innenminister von MV von einem „Leuchtturmprojekt“. Er bekundete allen Beteiligten „Riesenrespekt“ und fügte hinzu: „Die Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt, es ist in der Tat ein historischer Moment, denn es wurde Sensationelles geleistet“.
Wie konnte ein kleines Dorf als Ergebnis zwölfjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit 350.000 Euro für das vom Orgelbauer Arnold aus Plau errichtete Instrument mit zwei Manualen, 28 Registern und 1660 Pfeifen (die kleinste misst 12 Millimeter, die größte beachtliche 4,80 Meter) mobilisieren?
Die Antwort findet sich beim Blick auf das hingebungsvolle Engagement zahlreicher Einwohnerinnen und Einwohner des Ortes sowie weiterer Beteiligter. Recht bald nach der vom Unterzeichnenden angeregten Rekonstruktion des Orgelweihekonzerts von 1857 auf einer aktiv vertriebenen CD bildete sich ein Freundeskreis Orgel – Klosterkirche Dobbertin, der sich zum Verein mauserte. Es entstand ein sehr aktives „mächtiges Häuflein“, das sich auch energisch gegen anfänglich mächtige Gegner des Vorhabens durchsetzte. Die Begeisterung und die schwungvolle Arbeit des Vereins mobilisierten große Unterstützung weit über die Grenzen Dobbertins hinaus. Chöre, Orchester und Singegruppen traten auf und spendeten den Gesamterlös, Solisten gaben Benefizkonzerte zugunsten des Projekts und Ermutigung kam von Spenderinnen und Spendern aus dem ganzen Land und auch immer wieder aus dem Ort und von Vereinsmitgliedern selbst. Der Verein organisierte Auftritte in der Kirche, die zuvor in Eigenarbeit gesäubert und umgeräumt, danach wieder aufgeräumt wurde. In seiner gesamten Tätigkeit gab der Verein nicht einen einzigen gespendeten Euro für seine Eigenarbeit aus, alle Unkosten wurden von den Mitgliedern übernommen.
Vereinsmitglieder wurden jeden Monat in einem Rundbrief über die Arbeit informiert und natürlich war auch die Presse einbezogen, um das Ziel - eine neue Orgel zur 800-Jahrfeier von Kloster Dobbertin - weithin bekannt zu machen. Berichte in Zeitungen, in Radio und Fernsehen, auch über die Benefizkonzerte eines gastierenden britischen Organisten, erweckten überregionales Interesse am Orgelvorhaben. Aus dem Verein ergaben sich Kontakte zu einem Landtags- und einem Bundestagabgeordneten, über die Verbindungen zur damaligen Landesregierung entstanden. Beide damals regierenden Parteien verpflichteten sich nach Absprache mit kirchlichen Institutionen, finanzielle Unterstützung zu gewähren, nachdem der Kultusminister für unseren Verein einen bindenden Spendenanteil festgelegt hatte.
Die Mühen der Ebenen trugen Früchte: Nun konnten Angebote verschiedener Orgelbauer eingeholt werden, über die mit fachlicher Beratung durch Friedrich Drese, Orgelsachverständiger des Kirchenkreises Mecklenburg und Leiter des Orgelmuseums in Malchow, zugunsten der Firma Mecklenburger Orgelbau in Plau entschieden wurde. Die Kirchengemeinde Goldberg-Dobbertin konnte 2018 den Bauauftrag erteilen, wodurch eine sonst erforderliche europaweite Ausschreibung nicht notwendig war. Der Orgelbauer schaffte die Fertigstellung zum vereinbarten Termin und noch unter den angesetzten Kosten. Dazu muss man wissen, dass das Kleingedruckte in Orgelbauverträgen festlegt, dass beträchtliche fertigungsbedingte Preiserhöhungen möglich sind, die den Auftraggeber jedoch nicht berech-tigen, den Vertrag zu kündigen.
Christian Wiebeck, nun Organist und Kantor, sprach nach der Orgelabnahme von einem ausdrucksstarken, kraftvollen und zugleich sanften Instrument. Seine Möglichkeiten „sind vielfältig und nuancenreich. Von Barock bis hin zur großen französischen Orgelmusik sowie der Moderne sind der Orgel keine Grenzen gesetzt“. Er spielte beim ersten großen Konzert zur Orgelweihe. Die erste Melodie, die auf diesem Instrument erklang - Lobe den Herren - hatte die Frau des Orgelbauers während der Bauphase intoniert.
Nun grüßt die neue große Orgel alle, die sie hören und dankt mit ihren machtvollen Klängen auch denen, die dafür wirkten, sie zu ermöglichen. 2025 wird das Instrument fünf Jahre alt und in diesem Jahr soll viel festliche Musik erklingen. Die neue Orgel ist ein Magnet geworden. Ein Dobbertiner sagte mir: „Früher kam ich selten in die Kirche, aber nun, mit dieser Orgel, komme ich, so oft ich kann.“
Dr. Claus Cartellieri
Gründer, ehemaliger Vorsitzender des
Freundeskreises Orgel – Klosterkirche Dobbertin e. V.